Von der Donau zum Rhein und zurück

Zwei pädagogische Mitarbeiterinnen der wba, Petra Steiner und Irmgard Stieglmayer, besuchten vom 30. Jänner bis 2. Februar 2018 das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE) in Bonn/Deutschland. Ziel des Studienbesuchs war, einen Einblick in die Agenden einer der bedeutendsten deutschsprachigen Forschungseinrichtungen zu Erwachsenenbildung zu gewinnen und den kollegialen Austausch hinsichtlich Validierungsverfahren zu pflegen.

Brigitte Bosche, Anne Strauch und Marlis Scheider stellten ein Programm bereit, das exakt auf die Arbeits- und Interessensgebiete der Besucherinnen aus Wien passte. Ermöglicht wurde der Studienbesuch nicht zuletzt durch ein Mobilitätsprogramm der EU für Fachkräfte der beruflichen Bildung, welches bei der Nationalagentur Erasmus und Bildung relativ unbürokratisch beantragt werden kann.

Von links nach rechts: Marlis Schneider (DIE), Irmgard Stieglmayer (wba), Petra Steiner (wba), Brigitte Bosch (DIE), Anne Strauch (DIE)
(Foto: Petra Steiner)

Anerkennung erwachsenenbildnerischer Kompetenzen - Vorbild Österreich

Den Großteil der Zeit widmete man dem Fach- und Erfahrungsaustausch. Brigitte Bosche, Marlies Schneider und Anne Strauch arbeiten an GRETA, einem trägerübergreifenden Anerkennungsverfahren für die Kompetenzen Lehrender in der Erwachsenenbildung- und Weiterbildung, das bald in Umsetzung geht. Die wba hat diese aufregende Phase bereits seit zehn Jahren hinter sich: In Deutschland sorgt es nach wie vor für Bewunderung und Staunen, dass es in Österreich trotz ausdifferenzierter Bildungslandschaft gelang, mit der wba ein trägerübergreifendes Zertifizierungsverfahren für Erwachsenenbildner:innen ins Leben zu rufen.

Im Ausland erworbene berufliche Qualifikationen und Kompetenzen anerkennen

Das DIE befindet sich inmitten von Ministerien und anderer staatsnaher Institutionen außerhalb der Altstadt Bonns. Aber nicht wegen der räumlichen Nähe zum DIE, sondern aufgrund des einschlägigen Tätigkeitsbereichs stand der Besuch des Bundesinstituts für Berufsbildung auf dem Programm. Kornelia Raskopp und Kathrin Raven erläuterten die seit 2012 geltenden gesetzlichen Regelungen zur Anerkennung von im Ausland erworbenen beruflichen Qualifikationen und Kenntnisse unabhängig vom Zuwanderungsstatus und der Staatsangehörigkeit. Beeindruckend ist, dass bereits mehr als 40.700 im Ausland erworbenen Berufsabschlüsse anerkannt worden sind.

Sicht vom DIE auf die sogenannten Kreuzbauten im südlichen Teil des Bundesviertels in Bonn/Deutschland (Foto: Petra Steiner)

Professionalisierung der Erwachsenenbildung- ein länderübergreifendes Thema

Petra H. Steiner stellte während des Studienaufenthalts den wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen des DIE die Forschungsergebnisse ihrer Dissertation vor. Nach dem Vortrag mit dem Titel "Subkulturen und Soziale Welten der Erwachsenenbildung: eine professionstheoretische Verortung" wurde rege darüber diskutiert, inwieweit Personen, die in der Erwachsenenbildung tätig sind, ihre berufliche Identifikation unter dem Begriff Erwachsenenbildner:in subsumieren oder auf andere Bezeichnungen zurückgreifen. Da die Professionalisierung des Tätigkeitsbereichs Erwachsenenbildung unabdingbar sind, werden in Deutschland und in Österreich noch viele weitere Vorträge und Diskussionen zu diesem Thema folgen.

Gleichwertigkeit durch Anerkennung non-formal und informell erworbener Kompetenzen

Um mehr über das Verbundprojekt Valikom zu erfahren, reisten Anne Strauch, Marlis Schneider, Valentyna Gladkova vom DIE gemeinsam mit Petra Steiner und Irmgard Stieglmayer zum Westdeutschen Handelskammertag nach Düsseldorf. Nach Durchlaufen eines Validierungsverfahrens erhalten Personen sogenannte volle oder teilweise Gleichwertigkeitsbescheide zu den jeweiligen Referenzberufen, was die Arbeitssuche und/oder den Weg zum Facharbeiter:innenabschluss (vulgo: Lehrabschluss) wesentlich erleichtert. Laut Tina Rapp wird diese Form der Anerkennungsmöglichkeit von non-formal und informell erworbenen Kompetenzen gut angenommen. Valikom ist im Austausch mit Kolleg:innen aus Österreich entstanden. Hierzulande heißt das Projekt "Du kannst was", zielt auf den Lehrabschluss ab und ist ebenfalls ein Verbundprojekt (Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer).

Eine einzigartige Sammlung - DIE-Bibliothek

Erwähnenswert ist auch der Besuch der größten wissenschaftlichen Spezialbibliothek aus Erwachsenenbildung im deutschsprachigen Raum. Die Präsenzbibliothek besteht seit dem Jahr 1958 und umfasst über 88.000 Bände. Auch "graue Literatur" aus dem Bereich Erwachsenenbildung ist umfassend vorhanden, die, so Maria Heldt, Leiterin der Bibliothek, zum Teil noch auf wissenschaftlich Aufarbeitung wartet.

DIE-Bibliothek für Erwachsenenbildung, Bonn/Deutschland (Foto: Petra Steiner)

Wir, Petra Steiner und Irmgard Stieglmayer, möchten uns noch einmal sehr herzlich für das große Engagement und die Herzlichkeit bedanken, mit der Brigitte Bosche, Marlis Schneider und Anne Strauch den Studienbesuch organisiert und durchgeführt haben! Ein herzliches Dankeschön auch an Peter Brandt, den Leiter der Abteilung Wissenstransfer des DIE, und an Maria Heldt, der Leiterin der Bibliothek!

Weiterführende Informationen/Links:

Deutsches Institut für Erwachsenenbildung - Leibnitz-Zentrum für Lebenslanges Lernen
https://www.die-bonn.de/default.aspx

Greta-Anerkennungsverfahren für die Kompetenzen Lehrender in der Erwachsenenbildung- und Weiterbildung
https://www.die-bonn.de/institut/forschung/professionalitaet/greta.aspx

Bundesinstitut für Berufsbildung
https://www.bibb.de/

Petra H.Steiner: Subkulturen und Soziale Welten der Erwachsenenbildung: eine professionstheoretische Verortung, Dissertation 2016
http://www.ams-forschungsnetzwerk.at/deutsch/publikationen/BibShow.asp?id=12176&sid=968153335&look=0&stw=Petra+H++Steiner&gs=1&lng=0&vt=0&or=0&woher=0&aktt=0&zz=30&mHlId=0&mMlId=0&sort=jahrab&Page=1

Valikom - Valdidierung nicht formaler Berufsqualifikationen
https://www.hwk-muenster.de/de/ausbildung/berufsanerkennung/anerkennung-nationaler-berufsqualifikationen

Mobilitätsprojekte in der Berufsbildung
https://oead.at/de/kooperationen/erasmus-mobilitaetsprojekte/

Du kannst was! Berufsabschlüsse durch Anerkennung informell und non-formal erworbener Kompetenzen
http://www.dukannstwas.at/

Die wba ist der Kern des Kooperativen Systems der österreichischen Erwachsenenbildung und ein Novum in der österreichischen Bildungslandschaft. Erstmals und freiwillig wurden von den Branchenvertreter:innen selbst Kompetenzstandards für die Beschäftigten eines ganzen Sektors - der Erwachsenenbildung - entwickelt und definiert.

Dr. Michael Sturm

Geschäftsführer des bfi Österreich