Was ist Validierung?

Validierung bezeichnet die Anerkennung und Zertifizierung von Kompetenzen. Kompetenzen, die außerhalb formaler Bildungsinstitutionen erworben wurden, sollen sichtbar und verwertbar gemacht werden. Theoretisch lassen sich alle Bildungsabschlüsse auf diesem Wege erwerben.

Validierung - was ist das?

Der Mensch lernt überall. Nicht nur in Schulen, Universitäten und Weiterbildungseinrichtungen. Vermutlich findet sogar der größte Teil unseres Lernens außerhalb dieser offiziellen Institutionen statt: am Arbeitsplatz, in der Freizeit, beim ehrenamtlichen Engagement, in der Familie.

Es ist möglich, das Gelernte in Form von non-formal und informell erworbenen Kompetenzen sichtbar zu machen. Mit dem Instrument der Validierung (= Anerkennung und Zertifizierung von Kompetenzen) werden erworbene Kompetenzen erfasst und mitunter, z.B. bei der wba, zu einem Abschluss gebündelt. Dabei zählt nicht, auf welchem Weg Lernergebnisse erzielt wurden, sondern, dass diese vorhanden sind und überprüft werden können.

Bedeutung für Arbeitswelt und Beruf

Validierung bietet Vorteile für Arbeitnehmer:innen, Arbeitssuchende und Arbeitgeber: Sie kann die Integration ausländischer Arbeitskräfte am Arbeitsmarkt unterstützen, aber auch Um- und Quereinsteiger:innen helfen, Zugang zu einem neuen Berufsfeld zu finden, ohne eine Ausbildung von Anfang bis Ende durchlaufen zu müssen. Personen ohne formale Abschlüsse können auf diese Weise formale Anforderungen erfüllen, was wiederum die Beschäftigungsfähigkeit erhöht. Dies ist in Zeiten eines sich schnell wandelnden Arbeitsmarktes von großer Bedeutung.

Bedeutung für den einzelnen Menschen

Validierung bietet aber auch Vorteile für das Individuum: Sie macht individuelle Kompetenzen sichtbar, zeigt Stärken auf, regt zu Entwicklung an und ist identitätsstärkend. Speziell in Verfahren, die den Fokus auf die Identifizierung von Kompetenzen legen, geht es darum, den Menschen in seiner Ganzheit wahrzunehmen und zu fördern.

Die vier Phasen von Validierung

Man unterscheidet vier idealtypische Phasen der Validierung, die sich in der Realität aber auch überschneiden können (siehe Cedefop):

1. Identifikation von Kompetenzen

In einer ersten Phase werden die Kompetenzen erhoben und sichtbar gemacht, z.B. durch persönliche Beratung oder Einreichung entsprechender Unterlagen.

(In der wba geschieht dies durch Erstberatung, die Zurverfügungstellung von Informationen auf der Website und im Login-Bereich sowie durch die Prüfung der eingereichten Unterlagen durch den Akkreditierungsrat, die sog. Standortbestimmung.)

2. Dokumentation

Die identifizierten Kompetenzen werden dokumentiert, z.B. in Form eines Portfolios.

(In der wba erfolgt dies über ein persönliches Online-Portfolio, das während des gesamten Zertifizierungsprozesses weiter befüllt werden kann und aus dem die Kandidat:innen den Stand ihrer Zertifizierung immer aktuell ablesen können.)

3. Assessment/Überprüfung

Die individuell festgestellten Kompetenzen werden an einem Standard gemessen, z.B. an einem vorgegebenen Curriculum, Qualifikationsprofil oder Lehrplan. Dies kann in Form einer Prüfung, eines Assessments oder anderer Methoden geschehen.

(In der wba erfolgt dies über ein persönliches Online-Portfolio, das während des gesamten Zertifizierungsprozesses weiter befüllt werden kann und aus dem die Kandidat:innen den Stand ihrer Zertifizierung immer aktuell ablesen können.)

4. Zertifizierung

Der letzte Schritt ist dann die Zertifizierung im engeren Sinne, d.h. ein Abgleichen der Ergebnisse der Überprüfung mit dem vorgegebenen Standard und die Bestätigung, dass die geforderten Kompetenzen vorliegen.

(wba-Kandidat:innen erhalten am Ende ein Zertifikat, das bestätigt, dass sie die geforderten Kompetenzbereiche nachgewiesen und das Assessment absolviert haben.)

Formativer versus summativer Ansatz

Man unterscheidet generell zwei Arten von Validierungsverfahren: den formativen (entwicklungsorientierten)  und den summativen (anforderungsorientierten) Ansatz.

Bei formativen Verfahren liegt der Schwerpunkt auf der Identifikation und Dokumentation erworbener Kompetenzen. Vorrangiges Ziel ist, dass sich Personen ihrer Stärken, Erfahrungen und Kompetenzen bewusst werden und dass Handlungsoptionen, wie z.B. mögliche Karrierewege, aufgezeigt werden. Zum Einsatz kommt oft ein Mix aus Methoden wie Selbstevaluation, Fremdeinschätzung, Interviews, Gruppenarbeiten usw.


Beispiele: ProfilPass, Kompetenzportfolio für Freiwillige et

Bei summativen Verfahren liegt der Fokus auf der Überprüfung und Zertifizierung von Kompetenzen. Ziel ist die Zertifizierung, also die Ausstellung eines Zertifikats oder Zeugnisses. Ein summatives Verfahren muss zwar Kompetenzen ebenfalls sichtbar machen und kann daher formative Anteile enthalten, dient aber in erster Linie dazu, einen Abschluss zu erlangen. Es muss hier also einen Standard (z.B. Curriculum, Anforderungsprofil o.ä.) geben, an dem die vorhandenen Kompetenzen gemessen werden. Methoden zur Feststellung und Überprüfung der Kompetenzen können Assessments, Tests, schriftliche Arbeiten, Portfolioarbeit oder Beobachtung etc. sein.
Beispiele: wba-Zertifizierung, "Du kannst was! (ÖO)", "Du kannst was!" (Salzburg)

(Das Zertifizierungsverfahren der wba ist ein summatives Verfahren, da es zu einem Abschluss führt. Es enthält aber auch viele formative, entwicklungsorientierte Elemente, stärkt die Reflexionsfähigkeit und wirkt identitätsstärkend.)

Menschen mit Migrationsbezug bringen oft viele Kompetenzen und Qualifikationen mit. Diese können und müssen sichtbar gemacht werden, damit Inklusion gelingt. Die wba-Zertifizierung bietet eine Möglichkeit Kompetenzen sichtbar und nutzbar zu machen. Gleichzeitig gestalten Erwachsenenbildner:innen mit Migrationsbezug die Zukunft unserer Gesellschaft konstruktiv mit.

Mümtaz Karakurt

Geschäftsführer von migrare – Zentrum für MigrantInnen OÖ, wba-diplomierter Erwachsenenbildner