Bildungspolitischer Kontext

Auf europäischer Ebene gibt es wichtige Entwicklungen, die Validierung vorantreiben. In Österreich wurde Ende 2017 eine Validierungsstrategie veröffentlicht.

Nationale Validierungsstrategie

In einer EU-Ratsempfehlung vom 20.12.2012 "Empfehlung zur Validierung nicht-formalen und informellen Lernens" wurden die Mitgliedstaaten aufgefordert, bis 2018 nationale Validierungsstrategien zu entwerfen. Fünf Jahre später, im Dezember 2017, hat Österreich seine Nationale Validierungsstrategie veröffentlicht. Dies erfolgte in enger Abstimmung mit der Entwicklung eines Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR) und der Umsetzung einer Strategie für Lebensbegleitendes Lernen in Österreich (LLL:2020).

Dargestellt werden in der Validierungsstrategie die gesellschaftlichen und wirtschaftspolitischen Hintergründe, die strategischen Ziele und konzeptionellen Hintergründe von Validierung. In mehreren Arbeitsgruppen wird an einer Umsetzung der Strategie gearbeitet. Unter anderem wird ein Katalog an Qualitätskriterien erstellt, der Kriterien für Einrichtungen von Validierungsverfahren aufstellt. Auch an der Vernetzung bereits bestehender Validierungsverfahren sowie an einer besseren Auffindbarkeit und Zugänglichkeit für die Bevölkerung (mittels eines österreichweiten Online-Portals) wird gearbeitet.

Bildungspolitische Ziele der Validierungsstrategie:

  • Aufwertung nicht-formal und informell erworbener Kompetenzen
  • Schaffung von Zugang zu Validierung
  • Verbesserung der Chancen auf Bildung und Arbeit
  • Verbesserung der Durchlässigkeit im österreichischen Bildungssystem
  • Stärkung der Validierung als integraler Bestandteil des österreichischen Bildungssystems
  • Förderung der Lernergebnisorientierung und Qualitätssicherung

Neuauflage der Cedefop-Leitlinien 2023

Bereits 2009 hatten Cedefop und die Europäische Kommission die "Europäischen Leitlinien für die Validierung nicht formalen und informellen Lernens" veröffentlicht. Seither kam es in den Mitgliedsländern zur Entwicklung zahlreicher Validierungsprojekte und -verfahren, die teilweise Eingang in nationale Bildungssysteme fanden und gesetzlich verankert sind. Zugangsweise, Intensität und Ausprägung variieren dabei von Mitgliedsstaat zu Mitgliedsstaat. Eine Übersicht zum aktuellen Entwicklungsstand und über bereits bestehende Ansätze und Initiativen zur Validierung erhebt das "European Inventory on Validation of non-formal und informal learning" seit 2004 in regelmäßigen Abständen.

Ende 2015 und erneut 2023 wurden die Cedefop-Leitlinien neu aufgelegt. Beide Dokumente tragen aktuellen Entwicklungen Rechnung (so etwa Lernergebnisorientierung, Microcredentials, Anbieter, die nicht aus dem Bildungsbereich kommen) und nehmen Bezug auf die Ratsempfehlung und auf das europäische Inventory. Sie richtet sich an politische Entscheidungsträger:innen und Fachleute aus der Praxis, die für die Initiierung, Entwicklung, Implementierung und Durchführung von Validierung verantwortlich sind.

Synergien und Herausforderungen

Grundsätzlich sollte es möglich sein, jeden Bildungsabschluss, der auf herkömmlichem Lernweg erreicht werden kann, auch durch ein Validierungsverfahren zu erwerben. Dabei sollen herkömmliche Ausbildungsformen nicht ersetzt, sondern um innovative und zielgruppenorientierte Wege ergänzt werden. Validierung soll keine Zertifikate zweiter Klasse produzieren. Die Zertifikate, die als Ergebnis eines Validierungsprozesses ausgestellt werden, müssen gleichwertig mit jenen aus klassischen Bildungswegen sein und dürfen sich in keiner Form von "regulären" Zeugnissen der formalen oder non-formalen Aus- und Weiterbildung unterscheiden (siehe Nationale Validierungsstrategie, S. 12). Sie sind folglich mit denselben formalen Berechtigungen verbunden.

Die Entwicklung einer Validierungsstrategie ist bildungspolitisch eng verknüpft mit der Einführung des Nationalen Qualifikationsrahmens sowie den anderen europäischen Transparenzinstrumenten (EQF/NQR, ECVET, ECTS, Europass). Sie alle verfolgen gemeinsame Ziele: Umsetzung der Lernergebnisorientierung, Steigerung der Transparenz im Bildungssystem, Förderung der Durchlässigkeit und Flexibilität von Bildungsverläufen.

Weiterführende Informationen:

Empfehlung des Rates vom 20. Dezember 2012 zur Validierung nichtformalen und informellen Lernens

European guidelines for validating non-formal and informal learning (Cedefop 2015)

European Inventory on Validation of non-formal und informal learning (Cedefop, Update 2016)

Karin Reisinger: Validierungsleitlinien betonen zentrale Rolle des Individuums (2016)

Koordinierungsstelle für den Nationalen Qualifikationsrahmen

Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Österreich (LLL:2020)

Strategie zur Validierung nicht-formalen und informellen Lernens in Österreich (2017)

Kriterienkatalog zur Förderung der Qualität in Validierungsverfahren im Bereich der Berufs- und Erwachsenenbildung in Österreich (2018)

Das wba-Zertifikat ist eine fundierte fachliche Ergänzung zu meiner langjährigen praktischen Erfahrung als Vortragende und Dozentin. Dabei war die Prozessbegleitung sehr professionell und unterstützend.

Karin Wöhrer, MBA

Inhaberin Agentur Wöhrer, Certified Management Consultant, wba-zertifizierte Erwachsenenbildnerin