Wichtig ist, eine große Leidenschaft für das Thema und für Menschen mitzubringen - Anna Haselsberger-Brandl im Interview

 

Liebe Frau Haselsberger-Brandl, Sie haben am 9. Dezember 2021 Ihr wba-Zertifikat als Erwachsenenbildnerin erreicht. Wir gratulieren herzlich! Außerdem dürfen wir nachträglich zur Vermählung gratulieren! ?

Fotocredit: wba

 

Wie haben Sie den Anerkennungsprozess der wba erlebt? Konnten Sie Ihre Zertifizierung gut mitgestalten?

Der Anerkennungsprozess war überraschend unkompliziert und ich habe mich durch die wba sehr gut unterstützt gefühlt, sowohl durch die Beratung sowie auch hin und wieder durch eine Erinnerung von der wba-Beraterin, dass ich vergessen hatte, Unterlagen nachzureichen. Ich habe etwas länger gebraucht, als ich anfangs dachte, weil einfach beruflich wieder viel zu tun war – was aber gut war, sonst wäre ich jetzt nicht die 1500. Absolventin!

Sie haben die wba-Zertifizierungswerkstatt, das 2,5-tägige Assessment am Bundesinstitut besucht: Wie haben Sie die Zertifizierungswerkstatt erlebt? Was war besonders wertvoll, was hat Ihnen weniger gefallen?

Ich war von der Zertifizierungswerkstatt wirklich sehr positiv überrascht. In der Vorbereitung war mir nicht ganz klar, was ich zu erwarten hatte. Ich habe sehr viel wertvollen Input mitgenommen, es war eine tolle Atmosphäre, die Gruppe war spitze und auch unser Trainer war klasse. Die Zertifizierung war definitiv mehr für mich als eine Pflichtveranstaltung und ich kann die Zertifizierungswerkstatt absolut empfehlen.

Sie sind Erwachsenenbildnerin aus dem Sprachbereich. Können Sie sich noch an Ihre ersten Schritte in die Berufswelt der Erwachsenenbildung erinnern und wie war Ihr Weg in diese Profession hinein?

Ich bin seit 2013 als Erwachsenentrainerin tätig und es war eher Zufall, da ein ehemaliger Kollege eine Sprachtrainerin für seine Mitarbeiter suchte. Unterrichten hat mir sofort sehr viel Freude gemacht und tut es auch nach wie vor. Aber wenn mir 2013 jemand gesagt hätte, ich würde eine eigene Sprachschule haben, ich hätte sie wohl nur ausgelacht.

Sie wirken im Bundesland Tirol, als Geschäftsführerin einer Erwachsenenbildungseinrichtung. Wie sehen Sie die Möglichkeiten und die Gestaltung des Lebenslangen Lernens in Tirol?

In Bezug auf Lebenslanges Lernen gibt es sehr viele Angebote für Berufstätige im bei beruflicher Weiterbildung. Speziell aber für Personen ab 50+ wären mehr niederschwellige Angebote wünschenswert. Lebenslanges Lernen trägt so viel zum persönlichen Wohlbefinden bei! Dabei spielt der soziale Faktor nicht nur bezogen auf das Lernen eine große Rolle: es geht auch um das Eingebundensein in eine Gruppe, die regelmäßigen Termine, aber auch die positiven Auswirkungen auf das Gehirn. Das sollte in allen Altersgruppen gefördert werden, unabhängig davon, ob man es beruflich anwenden kann.

Welche beruflichen Pläne haben Sie für die Zukunft und gibt es etwas, das Ihnen als Erwachsenenbildnerin sehr wichtig ist?

Wir wollen unser Angebot gerne ausbauen und vor allem das Lernen so angenehm und effizient wie möglich gestalten. Für mein Team und mich ist es wichtig, dass unser Kursteilnehmenden Freude an den Sprachen haben und gerne lernen, nur so erreichen sie langfristig ein gutes Sprachniveau. Wir wollen natürlich auch unsere Leidenschaft für die Sprachen und Kulturen weitergeben und so das Interesse daran wecken. Deshalb werden wir auch verstärkt zusätzliche kulturbezogene Veranstaltungen planen.

Haben Sie auch Tipps für Erwachsenenbildner:innen, die neu eingestiegen sind? Wie kann man die Tätigkeit in dieser Profession gelingend und befriedigend gestalten?

Wichtig ist eine große Leidenschaft für das Thema, zum Beispiel für Sprachen und für Menschen mitzubringen. Mein persönlicher Tipp wäre, sich nicht zu sehr auf pädagogische Theorie und Stundenpläne zu versteifen, sondern mit viel Gespür zu arbeiten, und die Teilnehmenden dort abzuholen, wo sie gerade stehen. Praxisbezug und Anwendbarkeit des Erlernten spielen dabei eine große Rolle. Wenn eine Methode mal nicht funktioniert, dann einfach was anderes ausprobieren. Wir sind alle Menschen, machen Fehler und lernen – auch wir als Trainer/innen lernen mit jeder Unterrichtsstunde – deshalb ist dieser Beruf für mich eine Bereicherung!

Liebe Frau Haselsberger-Brandl, wir bedanken uns herzlich für das Interview und wünschen Ihnen alles Gute und viel Erfolg weiterhin!

Ich weiß noch, wie ich durch den Prozess der Anerkennung gesurft bin, motiviert und beflügelt, was ich alles schon an Fortbildungen und Kompetenzen hatte. Letztlich war das wba-Diplom wichtiger Ansporn für meine berufliche Weiterentwicklung und auch für ein Masterstudium.

Stefan Kühne, MSc

Experte und Lehrbeauftragter: Onlineberatung und MOOCs, Leitung wienXtra-jugendinfo