Im Zertifizierungsdschungel. Was unterscheidet eine wba-Zertifizierung von anderen Zertifizierungsangeboten im Erwachsenenbildungsbereich?

Immer wieder werden wba-Mitarbeiterinnen von Interessent:innen gefragt, was denn nun den Unterschied einer wba-Zertifizierung im Vergleich zu anderen Zertifizierungen im Erwachsenenbildungsbereich ausmache. In der Tat tut sich hier ein wahrer Dschungel auf: Quality Austria, SystemCert, TÜV, wba – wer soll sich hier eigentlich noch auskennen? Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen und analysieren Unterschiede und Gemeinsamkeiten.

Internationale ISO-Norm versus wba-Zertifikat für die österreichische EB mit europäischer Strahlkraft

Neben der wba-Zertifizierung zur Erwachsenenbildner:in gibt es ein weiteres Personenzertifikat, das viele Menschen anspricht, die im Trainingsbereich arbeiten: Das Fachtrainerzertifikat nach ISO 17024. In Österreich gibt es mehrere große Firmen, die das anbieten dürfen und dafür auch eine Akkreditierung durch das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft haben, somit also eine staatliche Anerkennung: z.B. Quality Austria, SystemCert, Wirtschaftskammer Österreich, TÜV. (Hier ein Link zu allen Anbietern). Viele dieser Anbieter arbeiten rein privatwirtschaftlich.

Das ist bereits der erste große Unterschied zur wba: Die wba ist nicht gewinnorientiert, hat dafür aber eine breite Trägerschaft, da sie von den gemeinnützigen Erwachsenenbildungseinrichtungen, die in der Konferenz der Österreichischen Erwachsenenbildung (KEBÖ) zusammen geschlossen sind, sowie vom Bundesinstitut für Erwachsenenbildung (bifeb) entwickelt wurde und weiterhin getragen und unterstützt wird. Dazu gehören auch große Player wie das Berufsförderungsinstitut, der Verband Österreichischer Volkshochschulen oder etwa das Wirtschaftsförderungsinstitut. Die wba ist also ein speziell auf die österreichische Erwachsenenbildungslandschaft zugeschnittenes Produkt, während die ISO-Zertifizierungen internationale (weltweite) Gültigkeit haben und nationale Besonderheiten weniger berücksichtigen.

Freilich orientiert sich aber auch die wba an internationalen Entwicklungen: Mit dem lernergebnisorientierten Qualifikationsprofil, dem Anforderungsstandard, ist die wba schon gerüstet für den Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR), der in allen EU-Mitgliedsstaaten implementiert wird und Bildungsabschlüsse transparenter und vergleichbar machen soll. Mit ihrem Anerkennungssystem, das international mit dem Begriff „Validierung“ bezeichnet wird, gilt sie als Good-Practice-Modell weit über Österreichs Grenzen hinaus.

ISO-Zielgruppe Trainer:innen vs. wba-Zielgruppe Erwachsenenbildner:in

Das wba-Zertifikat hat eine bewusst breite Zielgruppe: Alle Erwachsenenbildner:innen, ob sie nun im Training, in der Beratung oder im Bildungsmanagement tätig sind, werden angesprochen und sollen sich auch bewusst als Community verstehen. Das Fachtrainer:innenzertifikat hingegen spricht dezidiert nur Trainer:innen an. Das hat Folgen für die geforderten Inhalte: Während für das wba-Zertifikat Kompetenzen aus allen Tätigkeitsbereichen der Erwachsenenbildung und vor allem auch pädagogische Grundkenntnisse sowie soziale und personale Kompetenzen verlangt werden, müssen für das Fachtrainer:innenzertifikat in erster Linie didaktisch-methodische Skills nachgewiesen werden. Anspruchsvoller ist im Vergleich sicherlich die wba: Für das wba-Zertifikat müssen Aus- und Weiterbildungen im Ausmaß von mind. 21 ECTS nachgewiesen werden.[1] Für das Fachtrainer:innenzertifikat wird eine Trainer:innenausbildung im Ausmaß von mind. 80 UE verlangt. Das heißt, dass das wba-Zertifikat sowohl vom geforderten Umfang als auch von der inhaltlichen Breite der geforderten Kompetenzen her umfassender ist.

Geforderte Kompetenzen wba
(21 ECTS-wba)
Geforderte Kompetenzen Fachtrainer:in (80 UE)
Pädagogische und bildungstheoretische Grundkompetenzen Prägnante Aufbereitung und Vermittlung von Inhalten
Grundlagen der Didaktik Kurs- und Seminarplanung
Grundlagen der Beratung Kurs- und Seminargestaltung
Grundlagen des Bildungsmanagements Persönliche Stärken und Methodenvielfalt
Grundlagen Bibliothekswesen und Informationsmanagement Präsentationstraining und Medieneinsatz
Soziale Kompetenz
Personale Kompetenz
Wahlteile

Die Anerkennung informell erworbener Kompetenzen ist bei der wba möglich – das geht beim Fachtrainer:innenzertifikat nicht. Allerdings kann dort langjährige Praxis anstelle der Weiterbildung akzeptiert werden, was natürlich in eine ähnliche Richtung weist.

Unterschiedliches Prüfungssetting

Beide Verfahren haben eine Prüfung – bei der wba heißt diese Zertifizierungswerkstatt und findet als Assessment in einem Kleingruppensetting statt, bei der Fachtrainer:innenprüfung gibt es eine Einzelprüfung. Während die Prüfung bei der wba drei Tage dauert und im Gruppensetting sowohl die Kompetenzen im gewählten Tätigkeitsbereich (also wahlweise Training, Beratung, Bildungsmanagement oder Bibliothekswesen) sowie soziale und personale Kompetenzen beurteilt werden, gibt es bei ISO eine eintägige Prüfung. Bei beiden Verfahren geht es darum, eine Live-Sequenz aus der alltäglichen Praxis vorzuführen, zu der im Vorfeld ein schriftliches Konzept erstellt werden muss. Bei der wba geht das Assessment allerdings über diese Sequenz hinaus, weil zusätzlich weitere Aufgaben zu bewältigen sind.

Bei beiden Verfahren gibt es einen Multiple-Choice-Test mit 20 Fragen – bei der wba sind diese zu erwachsenenpädagogischen Fragestellungen, beim Fachtrainer:innenzertifikat eher zu didaktisch-methodischen Themen.

Gemeinsam ist beiden Verfahren, dass es eine klare Trennung zwischen Beurteiler:innen bzw. Prüfer:innen und Berater:innen (bei der wba) bzw. Vortragenden (beim ISO-Zertifikat) gibt. Auf diese Weise soll größtmögliche Objektivität bei der Bewertung gewährleistet und möglichen Interessenskonflikten durch die Beziehungen zwischen Prüfling und Berater:in bzw. Trainer:in vorgebeugt werden.

Die Frage der Gültigkeit des Zertifikats ist wiederum sehr unterschiedlich geregelt: Während das wba-Zertifikat unbegrenzt gültig ist und auch keine verpflichtenden Weiterbildungen gefordert werden, ist bei der:dem Fachtrainer:in eine Rezertifizierung nach 3 Jahren Pflicht.

Und was bringt’s am Arbeitsmarkt?

Die wichtigste Frage für die meisten wird nun sein, was denn mehr bringt – ein ISO-Fachtrainer:innenzertifikat oder ein wba-Zertifikat? Dazu ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass der Erwachsenenbildungsbereich in Österreich nicht einheitlich geregelt ist. Der Begriff „Trainer:in“ oder „Kursleiter:in“ ist kein geschützter Begriff und letztlich kann sich jede:r, der:die einer unterrichtenden Tätigkeit nachgeht, so nennen – unabhängig davon, welche Ausbildung er oder sie hat. Das bedeutet aber auch, dass Arbeitgeber:innen selber festlegen, welche Anforderungen sie an ihr Personal stellen.

Im AMS-Bereich ist das Fachtrainer:innenzertifikat eine häufig genutzte Qualifikation, allerdings ist hier eine Trainer:innenausbildung im Normalfall ausreichend. Einige Trainer:innenausbildungen bieten aber als zusätzlichen Anreiz, die ISO-Prüfung am Ende auch noch zu erlangen.

Das wba-Zertifikat wird im AMS-Bereich auch als eine mögliche Qualifikation gesehen; es stellt z.B. beim AMS Wien zusammen mit langjähriger Praxiserfahrung eine Möglichkeit dar, zum:zur 10-Punkte-Trainer:in zu werden. Im Kontext der gemeinnützigen Erwachsenenbildungseinrichtungen, die in der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) zusammen geschlossen sind, ist die wba breit anerkannt und wird teilweise auch dezidiert von Arbeitergeber:innen als Qualifikation gewünscht.

Für Einrichtungen der Erwachsenenbildung, die Ö-Cert erlangen wollen, kann das wba-Zertifikat eine praktische und vergleichsweise einfache und günstige Möglichkeit sein, die pädagogische Eignung des Personals nachzuweisen.

Letztlich wird es also eine persönliche und von praktischen Erwägungen geleitete Entscheidung sein, ob man sich für die eine oder andere Zertifizierungsmöglichkeit entscheidet. Aus unserer Sicht bleibt zu sagen: Das wba-Zertifikat ist ein aus dem Herzen der Erwachsenenbildung Österreichs und für die Berufspraxis entwickeltes Anerkennungsverfahren, das praxis- und berufsbegleitend bereits anderweitig erworbene Kompetenzen und Qualifikationen anerkennt – und zwar nicht nur aus formalen Bildungszusammenhängen, sondern auch non-formal und informell erworbene Kompetenzen. Es ist modular aufgebaut und zeitlich flexibel gestaltbar.

Fotonachweis: CC0 Public Domain by Pixabay

Mehr Informationen:

https://wba.or.at/

http://www.qualityaustria.com/index.php?id=799

http://www.systemcert.at/

https://www.tuv.at/zertifikate-pruefen

https://www.bmdw.gv.at/Services/Akkreditierung/AkkreditiertePIZ-Stellen.html

[1] 1 ECTS (wba) entspricht 25 Stunden Arbeitsaufwand. Gesamt hat ein wba-Zertifikat 60 ECTS-wba.

Ich weiß noch, wie ich durch den Prozess der Anerkennung gesurft bin, motiviert und beflügelt, was ich alles schon an Fortbildungen und Kompetenzen hatte. Letztlich war das wba-Diplom wichtiger Ansporn für meine berufliche Weiterentwicklung und auch für ein Masterstudium.

Stefan Kühne, MSc

Experte und Lehrbeauftragter: Onlineberatung und MOOCs, Leitung wienXtra-jugendinfo